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15.04.25Duzen im Unternehmen – Kommunikation auf Augenhöhe oder kulturelles Minenfeld?
In der IT-Welt ist das Duzen längst Standard. Ob der Azubi, der seinen ersten Pull-Request stellt, oder der CEO, der sich mit "vi"herumschlägt – alle sind per Du. „Hey Karl, kannst du mal den Server neustarten?“ klingt einfach näher dran als „Herr Dr. Müller, wären Sie so freundlich, den Webserver zu rebooten?“
Aber ist das Du wirklich der Goldstandard für moderne Unternehmenskultur – oder manchmal einfach nur Gewohnheit?
Warum wir in der IT (fast) immer duzen
✔ Flache Hierarchien, schnelle Kommunikation: In Dev-Teams zählen Lösungen mehr als Titel. Das Du reduziert Distanz – und spart Zeit.
✔ Internationalität: In globalen Teams ist You universal. Da wirkt ein deutsches „Sie“ schnell wie ein Anachronismus.
✔ Agile, Startup, Remote-First: Viele moderne Teams setzen auf Selbstorganisation statt Autorität. Ein lockerer Ton gehört da einfach dazu.
✔ Social Media & #gernperdu: Initiativen wie #gernperdu zeigen: Immer mehr Menschen wünschen sich einen authentischen, persönlichen Umgang – auch im Business.
Wo das Du an Grenzen stößt
Aber nicht jede Organisation ist ein Tech-Startup. In konservativeren Branchen, im öffentlichen Dienst oder im klassischen B2B kann das Duzen irritieren – oder sogar schaden.
Risikozonen:
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Unterschiedliche Generationen mit unterschiedlichen Erwartungen
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Kundenkontakt im formellen Umfeld
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Unternehmen mit starkem Traditionsbewusstsein oder „Markensprache“
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Interne Spannungen („Warum duzt du die Chefin, aber mich nicht?“)
Ein falsch eingesetztes Du kann schnell übergriffig wirken – oder unfreiwillig Hierarchien zementieren.
Moderner Umgang: Souverän und situationssensibel
Wichtig ist nicht, ob duzt wird, sondern wie bewusst. Eine durchdachte Kommunikation ist kein Widerspruch zu Lockerheit – sondern deren Voraussetzung.
Drei pragmatische Tipps:
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Frag einfach: „Wollen wir uns duzen?“ – ein Satz, der Klarheit schafft und Respekt zeigt.
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Klare Kultur im Unternehmen: Gibt es eine Du-Richtlinie? Wird sie gelebt – oder steht sie nur im Onboarding-Manual?
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Kunden individuell begegnen: Manche freuen sich über Nähe, andere erwarten Professionalität durch Distanz. Beides ist okay.
Fazit: Locker ja, beliebig nein
Das Du kann Brücken bauen – oder auch Barrieren erzeugen, wenn es nicht zum Kontext passt. In einer modernen Unternehmenskultur geht es nicht um Anredeformen allein, sondern um Wertschätzung, Zugehörigkeit und Authentizität.
Wer duzt, sollte nicht übergriffig wirken. Wer siezt, sollte nicht kühl oder unnahbar erscheinen. Der Schlüssel liegt – wie so oft – im Zuhören, im Hinschauen und im bewussten Umgang miteinander.
Und jetzt ihr: